Der Traum vom Fliegen treibt die Menschen von jeher um. Ziemlich nahe kommt man diesem Traum seit April dieses Jahres am westlichen Rand des kroatischen Nationalparks Plitvicer Seen. Dort hat es sich die Stadtverwaltung von Vrhovina zusammen mit der Gemeinschaft „Rudopolje moje“, der diverse lokale Firmen und Personen angehören, zur Aufgabe gemacht, die Gegend in der Gespanschaft Lika-Senj für Bewohner und Besucher gleichermaßen attraktiver zu machen. Aus diesem Grund entsteht dort das Sport- und Erholungszentrum „The White Peak“, eingebettet in die wunderschöne Landschaft von Lika. Neben Klettern und Radfahren kann man sich hier seit Ostern 2017 kopfüber in die Tiefe stürzen. Möglich macht dies eine von Europas längsten und schnellsten Seilrutschen, die Zip Line Pazi Medo (zu Deutsch: „Vorsicht vor den Bären“, die in dieser Gegend stark vertreten sind). Entwickelt wurde die Seilrutsche von Herrn Branko Kmezić. Zusammen mit seinem Sohn Saša Kmezić, der das Projekt leitet, kümmert er sich um die Seilrutsche und alles, was dazugehört. Sie hat eine Länge von 1 700 m und lässt Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h zu. Das Rutschenseil befindet sich dabei um die 80 m über dem Boden und ermöglicht neben dem Adrenalinkick einen wunderschönen Ausblick über die unberührte Naturlandschaft Likas. Die Fahrgäste liegen, den Kopf voran, während ihres „Sturzfluges“ in einer Art horizontalem Hängegeschirr, das an einem Laufschlitten mit Kunststoffrollen befestigt wird. Dieser Schlitten läuft über das 15 mm starke Seil aus dem Hause Drumet. Es handelt sich dabei um eine Seilkonstruktion, die üblicherweise in der Forstwirtschaft eingesetzt wird. Auch hier kommen Seilbahnen zum Einsatz, aber eher, um Material in schwerem, unwegsamem Gelände zu transportieren. Bei dem eingesetzten Seil handelt es sich um eine 6-litzige Warrington-Seale Konstruktion, die über eine gehämmerte Oberfläche verfügt. Dieses Hämmern des Seils sorgt für eine glatte und runde Oberfläche und somit für die nötige Laufruhe des Schlittens auf dem Seil. Außerdem bewirkt das Hammerverdichten einen hohen metallischen Anteil im Seil für die nötige Bruchkraft von 220 kN. Das Seil wird unter einer Last von 6,5 t gespannt und ist der oft feuchten Witterung ausgesetzt. Aus diesem Grund wird das Seil aus verzinkten Drähten hergestellt, und die Litzen sind leicht gefettet. Mit dieser leichten Fettung ist das Seil immer noch ausreichend geschützt, und es wird gleichzeitig vermieden, die Kleidung der Fahrgäste durch den Schmierstoff zu verschmutzen. Die Fahrt endet nach etwa 90 Sekunden auf einer Plattform, von der aus man einen herrlichen Blick über die Umgebung hat.

Drumet hat übrigens bereits ein zweites identisches Seil zur Seilrutsche geliefert, da nach Ende dieser Saison eine zweite Seilrutsche parallel zur ersten zu installieren ist. Dieses Mal wird das Seil etwas lockerer gespannt, dafür ist der Seilverlauf steiler, was zu Geschwindigkeiten um die 140 km/h führen wird. Man sieht, die Ziele der Betreiber sind durchaus ehrgeizig, und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man sich in 3 Jahren endgültig zum König der Seilrutschen krönen will. Dann soll nämlich eine Seilrutsche mit einer Länge von 2 900 m installiert werden, die dann nicht mehr nur eine der längsten Europas, sondern die längste der ganzen Welt wäre. Diese enorme Seillänge stellt aber sowohl den Entwickler als auch uns als Seilhersteller vor ganz neue Herausforderungen. Das Eigengewicht eines solchen Seiles ist die kritische Komponente. Der Schlüssel liegt im Verhältnis von Seilzugfestigkeit zum Eigengewicht. Allerdings kennen wir bei WireCo diese Thematik schon von anderen Bereichen, beispielsweise Minenanwendungen mit großen Schachttiefen. Deshalb erfolgt auch heute schon ein reger Austausch unserer Abteilung für Forschung und Entwicklung mit dem Planer der neuen Rutsche, und wir sind guter Dinge, dieses Projekt gemeinsam umsetzen zu können. „World of rope“ wird Sie natürlich auf dem Laufenden halten.